Die Fallzahlen steigen weiter – die Dunkelziffer sinkt

Seit 2021 ist die Zahl der neuen Fälle, welche die Opferhilfe beider Basel jährlich bearbeitet, um mehr als ein Drittel gewachsen. Das heisst aber nicht, dass es zu mehr Gewaltvorfällen gekommen ist.

Die Nachfrage nach den Angeboten der Opferhilfe beider Basel nimmt laufend zu. Im letzten Jahr wurden 2‘584 neue Dossiers zu Gewaltvorfällen eröffnet. Das sind 13.3% oder 303 Fälle mehr als im Vorjahr. Pro Arbeitstag sind dies zehn neue Dossiers. Zusammen mit den offenen Dossiers aus dem Vorjahr wurden im Jahr 2023 5‘264 Dossiers bearbeitet.

Damit hat sich der Trend der Vorjahre nochmals beschleunigt. 2021 hatte die Zahl der Fälle um 9.5% erhöht, 2022 um 9.1 %. Über die drei letzten Jahre betrug das Wachstum 35.4%.

Gewaltvorfälle werden häufiger gemeldet
Besonders stark haben 2023 die Meldungen von Gewaltvorfällen im öffentlichen Raum zugenommen. Wir gehen davon aus, dass das grosse Fallwachstum nicht auf mehr Gewalt in der Region zurückzuführen ist. Vielmehr ist die Bereitschaft gestiegen, diese Vorfälle zu melden. Dies führt zu einem Rückgang der Dunkelziffer, was positiv zu werten ist. Dass sich Opfer häufiger an die Opferhilfe wenden, ist auch im Zusammenhang mit Sensibilisierung für das Thema Gewalt auf nationaler wie regionaler Ebene zu verstehen. Und die gesellschaftspolitische Diskussion um das neue Sexualstrafrecht hat ebenfalls dazu beigetragen.

  • 70% der gewaltbetroffenen Personen der neuen Dossiers waren Frauen, 30% Männer. Die Bundesstatistik unterscheidet nur zwischen diesen beiden Geschlechtsformen.
  • 1‘099 Klientinnen und Klienten hatten den Wohnort in Basel-Stadt, 1‘021 in Basel-Landschaft; 464 sind in einem anderen Kanton ansässig.
  • In 975 Fällen war Basel-Stadt der Tatort, in 879 Fällen Basel-Landschaft; in 730 Fällen wurde ein Tatort in einem anderen Kanton angegeben.
  • Bei der Art der Straftaten war ein deutlicher Anstieg bei sexueller Nötigung/Vergewaltigung, Körperverletzungen, Tätlichkeiten und Drohung/Nötigung zu verzeichnen.

Weitere Zahlen, Grafiken und Analysen werden im Geschäftsbericht im Mai publiziert.

Wachsender Druck auf die Mitarbeitenden
Das Fallwachstum hat zu einer sehr grossen quantitativen und qualitativen Belastung für die Beraterinnen und Berater geführt. Um die Situation zu bewältigen, musste mehr Personal angestellt und eingearbeitet werden, als in der Mehrjahresplanung vorgesehen ist. Dies hat zu einer Erhöhung der Personalkosten und zu einem Finanzierungsfehlbetrag für das Jahr 2023 geführt.

Opferberatungen müssen je nach Delikt zeitnah erfolgen. So können Folgebelastungen für die betroffenen Personen vermindert werden. Damit dies möglich ist, braucht es die entsprechenden Ressourcen.