Standaktion: Gewalt im Alltag sichtbar machen

Das Ausmass an Gewalt mithilfe von Weizenkörnern visualisieren: Damit hat die Opferhilfe beider Basel an einer Standaktion für das Thema sensibilisiert.

Jede fünfte Frau in der Schweiz wird in ihrem Leben mindestens einmal Opfer von Gewalt. Das zeigen verlässliche Studien. Für die Kantone Basel-Stadt und Basel-Landschaft entspricht dies über 51‘000 Frauen.

Zahlen erleben
Hinter jedem dieser Fälle steht ein persönliches Schicksal. Doch genügt die blosse Zahl, damit uns das wahre Ausmass bewusst wird? Häufig nicht. Deshalb hat sich die Opferhilfe beider Basel etwas einfallen lassen: An einer Standaktion hat der Vorstand Abertausende von Weizenkörnern zu unterschiedlich grossen Haufen geformt – für die verschiedenen Zielgruppen von Gewalt in den beiden Kantonen. Je mehr Menschen von Gewalt betroffen sind, desto höher war der Weizenberg.

Im öffentlichen Raum präsent sein
Der Vorstand des Vereins Opferhilfe beider Basel beschloss kürzlich, jedes Jahr ein bis zwei Standaktionen persönlich durchzuführen und so mit der Bevölkerung über Gewalt und Opferschutz ins Gespräch zu kommen. Der erste Anlass fand am 26. August – nach der Hitzewelle und bei angenehmen Temperaturen – an der Ecke Streitgasse/Barfüsserplatz in Basel statt.

Um Gewalt an Frauen in den beiden Nordwestschweizer Kantonen zu zeigen, mussten die Vorstandsmitglieder 51‘000 Weizenkörner aufhäufen. Gut belegt ist auch, wer im Alter von Gewalt betroffen ist. In Basel-Stadt und Basel-Landschaft sind es gegen 28‘000 Menschen über 60 Jahren. Die meisten davon erfahren dies in den eigenen vier Wänden und nicht, wie häufig vermutet wird, in Heimen und Institutionen. Auch dieser Haufen erreichte eine beachtliche Höhe.

Betroffenheit und Zustimmung
Die Visualisierung von Gewaltzahlen in Form von Weizenkörnern machte die Passantinnen und Passanten betroffen. Zudem gab es sehr viele positive Redaktionen darauf, das Thema auf diese Art darzustellen. Dies bot dem Vorstand Gelegenheit zu zahlreichen Kontakten und Gesprächen.

Gewalt zum Thema machen
Dies ist deshalb wichtig, weil es Betroffenen und Nicht-Betroffenen schwer fällt, über Gewalt zu sprechen. Dass es auch in der Schweiz so häufig zu Straftaten kommt, löst Scham aus. Wie wichtig Sensibilisierung für das Thema nach wie vor ist, zeigten zudem vereinzelte Aussagen, wonach Betroffene selber schuld seien, dass ihnen Gewalt angetan werde.

Auch Touristinnen und Touristen aus der ganzen Welt wagten sich an den Stand und waren neugierig, was hier gezeigt wurde. Sie waren sichtlich beeindruckt, dass es eine Opferhilfe für gewaltbetroffene Menschen gibt, die so sichtbar ist. Die zahlreichen positiven Rückmeldungen motivieren den Vorstand für weitere Aktionen.

Der Vorstand der Opferhilfe beider Basel: Denise Gilli (Präsidentin), René Broder, Elisa Marti, Corina Schweighauser und Fred Surer