16 Stimmen gegen Gewalt an Frauen

16 Frauen aus der Nordwestschweiz erheben ihre Stimmen gegen Gewalt an Frauen. Beat John, Geschäftsleiter der Opferhilfe beider Basel, erklärt im Interview, wie es gelang, Persönlichkeiten für das Projekt zu gewinnen. Und was es künftig braucht, um Frauen vor Gewalt zu schützen.

Während der internationalen Kampagne «16 Aktionstage gegen Gewalt an Frauen» zeigt die Opferhilfe beider Basel Videobotschaften von 16 Frauen. Was haben uns die Frauen zu sagen?

Unglaublich viel. Es sind klare Voten, Anliegen, Wünsche, Appelle. Gespickt mit eigenen Erfahrungen, Geschichten. Und es ist zu spüren: Die Frauen wissen genau, wovon sie sprechen und für wen sie es tun.

 

Welche Aussagen haben Sie besonders berührt?

Ich war bei den Aufnahmen dabei. Und ich habe erlebt, wie wichtig es den Frauen ist, dass es allen Frauen gut geht. Da waren ein grosses, echtes Mitgefühl und eine Identifikation mit Frauen spürbar. Und ich habe auch realisiert, wie gut sich die Frauen vorstellen können, was Gewalt an Schmerz und Leid bei Menschen auslösen kann. Zum Teil wissen sie dies auch aus eigener Erfahrung. Diese Besuche bei den Frauen und die Gespräche waren etwas vom Berührendsten, was ich in meinen vielen Berufsjahren machen durfte.

 

Viele der Frauen, die teilnehmen, sind über die Nordwestschweiz hinaus bekannt, etwa die Starköchin Tanja Grandits, die Profitennisspielerin Joanne Züger oder die Schauspielerin Sarah Spale. Wie wurden die Frauen ausgewählt?

Uns war wichtig, eine möglichst grosse Vielseitigkeit zu zeigen. Diese Vielseitigkeit haben wir zuerst ohne Namen aufgelistet, zum Beispiel eine Musikerin, eine junge und eine sehr lebenserfahrene Frau, eine Muslimin, eine Transfrau, eine Managerin. Und dann war ich sehr überrascht, wie schnell unsere Mitarbeiterinnen die Liste mit konkreten Vorschlägen ergänzten.

 

Wie haben die Frauen auf die Anfrage reagiert?

Die ersten drei Anfragen liefen ins Leere. Es kam keine Rückmeldung. Das hatte mich schon ein bisschen nachdenklich gemacht. Aber dann klappte eine Anfrage nach der andern. Das war für mich persönlich eines der Highlights der ganzen Aktion. Die angefragten Frauen haben so spontan zugesagt – ohne zu überlegen. Das hat mich extrem beeindruckt. Unisono haben sie gemeint, dass sie sich gerne für Frauen und für ein so wichtiges Thema engagieren möchten.

 

Welche Wirkung versprechen Sie sich von der Aktion?

Als Vater habe ich die Erfahrung gemacht, dass Kinder die Ratschläge der Eltern nicht immer goutieren. Als Lehrperson gilt etwa das Gleiche für Tipps an Schülerinnen und Schüler. Aber innerhalb der Peer, auf Augenhöhe, von Frau zu Frau: Das ist etwas anderes. Menschen brauchen das, Empfehlungen, Wünsche, Ermutigungen, Aussagen zu persönlichen Anliegen. Das zeigt ja auch die Me-too-Bewegung. Ich bin überzeugt, die Botschaften und Aussagen der Frauen werden gehört. Und das ist ein wichtiger Beitrag zur Sensibilisierung und Prävention.

 

Was braucht es zusätzlich, um Frauen vor Gewalt zu schützen?

Das gleiche Engagement und Verständnis der Männer.