Wir wollen Menschen mit Behinderungen besser vor Gewalt schützen

Liebe Leserin, lieber Leser

Menschen mit Behinderungen werden häufiger Opfer von Gewalt, das zeigen viele Studien. In unseren Beratungen sehen wir das nicht: Bis heute wenden sich nur wenige Menschen mit Behinderungen an die Opferhilfe beider Basel.

Warum ist das so? Das wollten wir genauer wissen und haben deshalb die Partnerinnen und Partner unseres Netzwerks gefragt. Ihre Antworten sind differenziert und zeigen, dass Handlungsbedarf besteht. Bei Institutionen ebenso wie bei Opferhilfestellen.

In den Institutionen braucht es gezielte Schulungen für das Personal und unabhängige Anlaufstellen, an die sich von Gewalt betroffene Menschen mit Behinderungen wenden können. Eine weitere Schwachstelle: Viele der Angebote sind nicht gut zugänglich, auch solche der Opferhilfe beider Basel nicht. Weil nicht bekannt ist, dass sie existieren. Oder weil die Informationen darüber in einer zu komplizierten Sprache formuliert sind. Dass viele Dienstleistungen primär digital angeboten werden, stellt eine zusätzliche Hürde dar.

Diese Defizite wollen wir angehen. Aus diesem Grund haben wir unser Team per Anfang August mit einer Fachperson verstärkt, welche die interne Meldestelle einer Institution aus dem Behindertenbereich geleitet hat. Ansatzpunkte, um uns im Austausch mit unseren Partnerinnen und Partnern zu verbessern, gibt es einige: gemeinsame Weiterbildungen in Institutionen, Besuche in Wohngruppen, die Anpassung von Website und Broschüren.

Diese Chancen wollen wir nutzen, um Menschen mit Behinderung besser vor Gewalt zu schützen. Und sie zu unterstützen, ernst genommen und verstanden zu werden.

Ich wünsche Ihnen viel Anregung.

Beat John
Geschäftsleiter Opferhilfe beider Basel

Menschen mit Behinderungen sind besonders gefährdet

Menschen mit Behinderungen sind überdurchschnittlich häufig von Gewalt betroffen. Das Problem ist bekannt. Doch der Bund lässt sich Zeit, wirksame Massnahmen umzusetzen.

Warum der Bund mehr zum Schutz vor Gewalt tun muss

Die Verbände und Institution der Behindertenorganisation und Branchenverbände verlangen vom Bund zusätzliche Schritte, um Menschen mit Behinderungen besser vor Gewalt zu schützen. Wo in der Region Handlungsbedarf besteht und was Opferhilfestellen tun können, erklärt Bettina Zeugin, Präsidentin von insieme Baselland, im Interview.

Was es für einen wirksamen Schutz vor Gewalt braucht

Barrierefreie Kommunikation, Austausch mit Menschen mit Behinderungen, Schulungen des Beratungspersonals: Necla Parlak, Geschäftsleiterin von insieme Basel, erklärt im Interview, wie Menschen mit Behinderungen besser vor Gewalt geschützt werden können.

Eine grosse Chance, damit gewaltbetroffene Menschen mit Behinderungen ernst genommen werden

Die Opferhilfe beider Basel will Menschen mit Behinderungen besser vor Gewalt schützen. Seit Anfang August verstärkt Ruth Bonhôte deshalb das Team. Im Interview erklärt sie, worin ihre konkrete Arbeit für Menschen mit Behinderung besteht und welche Chancen das bietet.

«Die Hürde kann gross sein, Verdachtsfälle zu melden»

Was tun die Kantone dafür, um Menschen mit Behinderungen vor Gewalt zu schützen? Und was braucht es, damit mehr von Gewalt Betroffene die Unterstützung suchen, die ihnen zusteht. Drei Fachleute aus den Kantonen Basel-Stadt und Basel-Landschaft nehmen Stellung.