Wege aus der Gewalt

Iris Galey hat über ihre Gewalterfahrungen einen Bestseller geschrieben. Jetzt zeigt sie in vier kurzen Videobeiträgen, wie sie «Wege aus der Gewalt» gefunden hat. So lautet auch das Fokusthema der diesjährigen 16 Aktionstage gegen Gewalt an Frauen, für welche die Opferhilfe beider Basel die Videos realisiert hat.

Wie kann Gewalt an Frauen verhindert werden? Wie können Gewaltbetroffene Unterstützung finden, um ein gewaltfreies Leben zu führen? Diese Fragen und die Antworten darauf stehen im Fokus der diesjährigen Aktionstage gegen Gewalt an Frauen, die vom 25. November bis 10. Dezember stattfinden.

Kollektive Verantwortung
Wichtig ist die individuelle Unterstützung von Betroffenen. Gleichzeitig braucht es aber auch Veränderungen und Massnahmen auf gesellschaftlicher Ebene. Ressourcen müssen gestärkt werden (genügend Plätze in Frauenhäusern und finanzielle Mittel für Fachstellen). Es gilt Fachpersonen und Ehrenamtliche zu sensibilisieren. Und es muss verhindert werden, dass Gewaltbetroffene erneut zu Opfern werden, wenn sich Justiz und Medien mit konkreten Vorfällen beschäftigen.

In der Region und auch schweizweit gibt es während der Aktionstage zahlreiche Veranstaltungen und Möglichkeiten, mitzumachen. Eine Übersicht und Hintergrundinformationen finden sich auf der Website der Aktionstage.

Der Weg von Iris Galey
Die Opferhilfe beider Basel hat für die diesjährige Kampagne vier kurze Videobeiträge realisiert. Die Beiträge handeln von Iris Galey, ihren Ressourcen und davon, wie sie Wege aus der Gewalt gefunden hat.

Iris Galey ist Autorin des Bestsellers «Ich weinte nicht, als Vater starb». Die 88-Jährige blickt auf ein ereignisreiches Leben zurück, das mit Höhen und Tiefen der Fahrt auf einer Achterbahn gleicht. Sie hat unzählige Gewaltvorfälle erlebt. Sie weiss, was es heisst, missbraucht, erniedrigt, gedemütigt, manipuliert und bestraft zu werden. Sie wurde als Kind während mehrerer Jahre vom Vater sexuell missbraucht. Ihre Kindheit und Jugend verbrachte sie mehrheitlich in Heimen. Auch dort haben Betreuer und Lehrer sie sexuell missbraucht. Als Kind erlebte sie zudem körperliche und psychische Gewalt und Vernachlässigung durch ihre Mutter.

Iris Galey, die in England und in der Schweiz aufwuchs, lernte von ihren Eltern nicht, wie sich starke, verlässliche und liebende Beziehungen aufbauen lassen. Als sie 19 war, wurde sie von ihrer Mutter zu einer Heirat mit einem deutlich älteren Mann überredet. Und auch dort wurde sie Opfer von häuslicher Gewalt und mehrmals bis zur Bewusstlosigkeit geschlagen.

Wie kann ein Mensch solche Gewalt überleben? Wie findet sich die Kraft, weiterzugehen, ans Gute zu glauben, und welche Kämpfe gilt es da zu überwinden? Kurz: Welche Wege führten Iris Galey aus der Gewalt heraus und zum langersehnten erfüllten und glücklichen Leben hin? Antworten darauf liefert sie in den Videobeiträgen «Im Gespräch mit Iris Galey».

Iris Galey ist erfolgreiche Schriftstellerin. Sie hat ihr Leben, ihren Kampf und vor allem ihr Engagement gegen Missbrauch in verschiedenen Büchern geschildert. Und sie hat an unzähligen Lesungen darüber berichtet und Tausende von gewaltbetroffenen Menschen motiviert und ihnen mit Rat geholfen.

Gewalterfahrung  – eine tägliche Begleiterin
Sie lebt mit ihrem Mann Peter in der Region Basel und sagt, dass sie heute glücklich sei. Sie habe gelernt, mit ihren schrecklichen Gewalterfahrungen zu leben. Denn diese seien eine tägliche Begleiterin, die Betroffene nicht abschütteln könnten. Iris Galey musste auch erleben, dass Erfahrungen von Missbrauch und Gewalt an nachfolgende Generationen weitergegeben werden. Und das macht Iris Galey besonders wütend und traurig. Denn die Gewalt, die sie erlebt hatte, belastete auch ihre Kinder und die Beziehung zu ihnen.

Beat John, Geschäftsleiter der Opferhilfe beider Basel, durfte Iris Galey diesen Herbst kennenlernen – bei einem «cup of tea». «Ich sah in ein strahlendes, dankbares Gesicht mit unglaublicher Ausstrahlung. Ihre Motivation, sich gegen Gewalt und Missbrauch einzusetzen, ist deutlich spürbar. Und auch eine gewisse Unruhe, nicht genug getan zu haben oder nicht mehr genug Zeit zu haben, um noch mehr tun zu können.»

Mit den vier Videosequenzen rückt die Opferhilfe beider Basel das Leben von Iris Galey in den Fokus der diesjährigen 16 Tage gegen Gewalt an Frauen. Und drückt damit auch ihre Bewunderung aus für die ausdauernde und wichtige Kämpferin gegen Missbrauch und Gewalt.

Danke Iris.

Weitere Informationen zu Iris Galey

Website der Buchautorin und Trauma-Therapeutin

Eine Auswahl an Büchern:

  • Ich weinte nicht als Vater starb. Verlag Zytglogge, Bern, 1988.
  • Das gefrorene Lächeln – Mein langer Weg zur Heilung von Inzest. Verlag: Giger, Altendorf, 2009.
  • Ich weinte nicht, als Vater starb … und hasste Sex, bis ich Liebe fand. Verlag: MVG, München, 2015.

Zur vierteiligen Video-Interview-Reihe mit Iris Galey

Iris_galey_Thumbnail