Im Museum für Gewalt sensibilisieren

In ihren Videoinstallationen inszeniert Suzanne Lacy geschlechtsspezifische und häusliche Gewalt auf eindrückliche Weise. Für die neuste Ausstellung im Museum Tinguely wird die Opferhilfe beider Basel die Mitarbeitenden des Museums schulen.

«Mutig, stark, provozierend, irritierend, anregend, denkwürdig, wichtig». Das waren die Reaktionen, als die Mitarbeitenden der Opferhilfe beider Basel von der Kuratorin Sandra Beate Reimann von der geplanten Ausstellung im Museum Tinguely erfahren haben.

Ab dem 9. April zeigt das Museum eine Videoinstallation von Suzanne Lacy, die auf einer Performance der Künstlerin von 2015 beruht. Darin treten männlich gelesene Personen auf, die aus Briefen vorlesen. Die Briefe haben brutale geschlechtsspezifische und häusliche Gewalt aus der Perspektive von weiblich gelesenen Opfern zum Inhalt.

Gewalt erlebbar machen
Dass Ausstellungen zu wertvollen Diskussionen anregen, wurde anlässlich der Ausstellung «Stärker als Gewalt» zum Thema Häusliche Gewalt deutlich. Über Gewalt sprechen, ist das eine. Gewalt erlebbar machen, inszenieren, mit ihr in Beziehung treten – das hat eine ganz andere Wirkung.

Wir danken Sandra Beate Reimann und dem Museum Tinguely für den Mut, dieses wichtige gesellschaftliche Thema aufzugreifen. Und wir sind beeindruckt, wie sorgsam und umsichtig sie das Projekt anpackten.

Sensibilisierung
Der Kuratorin war klar, dass die Ausstellung das Potenzial in sich trägt, Menschen, darunter womöglich auch gewaltbetroffene Personen, aufzuwühlen und zu belasten. Deshalb hat die Museumsleitung entschieden, alle Mitarbeitenden speziell zu schulen und dafür sensibilisieren. Dabei hat sie die Opferhilfe beider Basel angefragt, diese Aufgabe zu übernehmen. Das tun wir selbstverständlich sehr gerne.

Podiumsdiskussion
Im Austausch mit der Kuratorin ist auch die Idee gereift, während der Kunsttage am 30. August eine Podiumsdiskussion durchzuführen. Alexandra Frank, Staatsanwältin Basel-Stadt, und Anna-Béatrice Schmaltz, Leiterin Kampagne «16 Tage gegen Gewalt an Frauen» und Programmverantwortliche Gewaltprävention, werden verschiedene «Aspekte geschlechtsspezifischer Gewalt in der Schweiz und in Basel» beleuchten und kritisch hinterfragen.

Führungen und Workshops
Zusammen mit dem Team der Kunstvermittlung des Museums werden wir einzelne Führungen und Workshops mit Schulklassen realisieren. Geschlechtsspezifische Gewalt soll gemäss dem Grossen Rat fester Bestandteil in der Sek I werden. Dies ist ein interaktiver Beitrag für eine wirksame Sensibilisierung.

Suzanne Lacy: By Your Own Hand

  1. April – 7. September 2025 im Tinguely Museum, Paul Sacher-Anlage 1, 4058 Basel

    In ihrer Videoinstallation De tu puño y letra (By Your Own Hand)(2014–2015/2019) positioniert Suzanne Lacy die Besuchenden mitten in einer Stierkampfarena und konfrontiert sie mit den erschütternden Zeugnissen brutaler geschlechtsspezifischer und häuslicher Gewalt. Die in Los Angeles lebende Künstlerin ist eine Pionierin feministischer und aktivistischer Performancekunst sowie der Social Practice, bei der sie Kunst mit sozialem Handeln verbindet.

Weitere Informationen zur Ausstellung
Flyer zur Ausstellung
Pressetext Suzanne Lacy